2. November 2022

Entwicklertagebuch: Das Artwork von Pokémon GO

Developer Diaries: The Art of Pokémon GO

Trainer,

für das Entwicklertagebuch in diesem Monat haben wir ein Interview mit dem Zeichner Yusuke Kozaki geführt, dem Mann hinter dem Charakterdesign für Pokémon GO.

Im Juli haben wir anlässlich des sechsten Jubiläums von Pokémon GO eine Zeichnung von Yusuke Kozaki veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass Yusuke Kozaki, der übrigens selbst Pokémon GO-Trainer ist, am Charakterdesign mitgewirkt hat? Was hat ihm als Inspiration für die Zeichnungen zum sechsten Jubiläum gedient? Was ist ihm als professioneller Zeichner besonders wichtig? Das alles finden wir im Interview heraus!

F: Warum bist du Künstler geworden, und wie kam es zu deiner Mitarbeit bei Pokémon GO?

Schon als Kind habe ich lieber Bilder und Cartoons gezeichnet als Hausaufgaben zu machen. In der dritten Klasse habe ich dann entschieden, dass ich Künstler werden möchte. Meine Vorbilder waren berühmte Mangaka, und ich dachte, dass es wirklich klasse wäre, mein Geld mit dem Zeichnen zu verdienen.

Obwohl ich diesen Traum wahr gemacht habe, war es für mich trotzdem überraschend, dass ich an einem Projekt wie Pokémon GO mitwirken darf. Die ersten Pokémon-Spiele für den Game Boy, Pokémon Rote Edition und Pokémon Grüne Edition, wurden veröffentlicht, als ich in der Oberstufe war. Seitdem war ich einer dieser durchschnittlichen Pokémon-Spieler. Als ich dann die erste Vorschau von Pokémon GO gesehen habe, das sich zu diesem Zeitpunkt in der Entwicklung befand, war ich wirklich beeindruckt. Ich dachte mir, dass das bestimmt ein großer Hit werden würde.

Durch einen seltsamen Zufall wurde ich dann von jemandem kontaktiert, der an der Entwicklung von Pokémon GO beteiligt war. Das war etwa ein Jahr vor dem Betarelease. Ich wurde gefragt, ob ich einer Kooperation als Charakterdesigner zustimmen würde. Da ich ein großer Fan des Pokémon-Universums bin, war ich natürlich sofort dabei!

Als Pokémon GO dann im Jahr 2016 offiziell veröffentlicht wurde, schien das die ganze Welt zu bewegen. Ich erinnere mich, dass die Spieler*innen auf der ganzen Welt sich besonders positiv über das Design von Prof. Willow geäußert haben. Natürlich habe ich mich riesig gefreut, dass manche ihn für den coolsten Professor aller Zeiten gehalten haben! Für mich war es unglaublich, dass ein Spiel, in dem meine Designs verwendet werden, ein solcher Welterfolg wurde. Ich konnte es einfach nicht fassen.


F: Was waren deine Hintergedanken bei der Gestaltung von Charakteren wie Prof. Willow und den Teamleitern?

Beim Zeichnen der Charaktere wollte ich insbesondere erreichen, dass das Design eine Brücke zwischen der fiktiven Pokémon-Welt und der realen Welt bildet.

Pokémon GO selbst lässt schließlich ein Videospiel mit unserer Welt verschmelzen. Die menschlichen Charaktere im Spiel sollten irgendwo zwischen Fiktion und Realität angesiedelt sein – also wie ein Bindeglied zwischen der realen und der virtuellen Welt.

Mit meinen Designs wollte ich das Gefühl vermitteln, dass diese Charaktere auch wirklich existieren könnten. Ich war davon überzeugt, dass dieses Konzept gut zu einem Spiel wie Pokémon GO passen würde, das die Realität und die Pokémon-Welt mithilfe von AR-Technologie vereint.

Eigentlich versuche ich beim Zeichnen neuer Charaktere immer, diese zwischen Realität und Fantasie anzulegen – oder etwas einzubringen, das nicht an die Länder, Gebiete oder Kulturen unserer echten Welt angelehnt ist. Deshalb hatte ich das Gefühl, dass das Spielkonzept von Pokémon GO besonders gut zu dem Weltbild passt, das meiner Arbeit zugrunde liegt.

F: Reden wir über das Artwork zum sechsten Jubiläum von Pokémon GO. Welches Ziel hast du beim Zeichnen verfolgt?

Viele haben sicherlich bemerkt, dass das Layout des Artworks zum sechsten Jubiläum von Pokémon GO sehr an das Layout zum ersten Jubiläum erinnert. Tatsächlich hatte ich beim Zeichnen die Hoffnung, dass das Artwork zum sechsten Jubiläum einen Schritt in die Richtung des nächsten Meilensteins symbolisiert: das zehnte Jubiläum.

Die Komposition der Zeichnung erinnert insgesamt stark an die des Artworks zum ersten Jubiläum. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch erkennbar, dass sich in den letzten sechs Jahren einiges verändert hat. Der Junge, der auf dem Artwork zum ersten Jubiläum noch hinter Prof. Willow geht, läuft nun vor ihm. Und das Togepi, das das Mädchen auf dem ersten Bild gehalten hat, hat sich zu Togekiss entwickelt.

Auch ich habe mich in den letzten sechs Jahren als Zeichner weiterentwickelt. Dabei ist auch meine Liebe zu Pokémon und Pokémon GO noch tiefer geworden. Beim Artworks zum ersten Jubiläum war ich noch nicht daran gewöhnt, Pokémon zu zeichnen. Deshalb sieht es etwas statisch aus. Doch jetzt beim sechsten Jubiläum bin ich schon viel geübter und sicherer darin. Ich zeichne jetzt viel fließender und kann dabei die Gefühle für die Pokémon-Welt besser einfangen, von der ich selbst schon lange ein großer Fan bin.


F: Hattest du besonders denkwürdige Erlebnisse mit Pokémon GO?

Ja, insbesondere denke ich gern an die Begegnungen mit anderen Pokémon GO-Trainern, die ich sonst gar nicht kennengelernt hätte.

Einen meiner älteren Nachbarn habe ich erst durch Pokémon GO richtig kennengelernt. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, während wir zusammen zu Arenen gegangen sind und Raid-Kämpfe bestritten haben. Ich habe auch schon mit Spieler*innen in den 20ern und 30ern zusammengespielt. Wir sind mit dem Fahrrad durch einen Park in der Nähe gefahren und haben uns wieder wie Grundschüler gefühlt. Das hat so viel Spaß gemacht!

Gemeinsam zu spielen und Freundschaften mit Menschen zu schließen, die man andernfalls gar nicht getroffen hätte, ist der wahre Zauber von Pokémon GO. Diese vielfältige Community aus Menschen aller Altersklassen gibt es nirgendwo sonst.

F: Hast du einen Tipp für diejenigen, die genau wie du Künstler werden möchten?

Am wichtigsten ist es meiner Meinung nach, sich Wissen zu verschiedensten Themen anzueignen und beim Zeichnen auf ein zufriedenes Zielpublikum und zufriedene Kunden hinzuarbeiten.

Als Künstler sind Gedanken wie „Ich möchte ein Meisterwerk zeichnen“, „Ich möchte mit meiner Zeichnung zufrieden sein“ oder „Ich möchte noch besser im Zeichnen werden“ ganz normal. Wenn das jedoch der Hauptantrieb beim Zeichnen ist, wird die Zeichnung möglicherweise nie fertig – oder ihr traut euch gar nicht mehr, etwas zu zeichnen, weil es nicht gut genug sein könnte.

Natürlich ist es für einen Künstler enorm wichtig, mit der eigenen Arbeit zufrieden zu sein. Aus professioneller Sicht ist es aber auch euer Job, so viele Menschen wie möglich mit eurer Arbeit glücklich zu machen. Denkt also nicht nur daran, ob ihr mit eurer Arbeit zufrieden seid, sondern auch daran, ob eure Kunden es sein werden.

Da man seine Schwächen selbst am besten kennt, legt man den Maßstab häufig zu hoch an. Auf diese Weise macht man sich jedoch nur selbst das Leben schwer. Auch wenn ihr mit eurer Arbeit nicht hundertprozentig zufrieden seid, können eure Kunden davon begeistert sein. Als professioneller Künstler ist es meiner Meinung nach wichtig, die eigene Arbeit vielen Leuten zu zeigen, das Feedback zu beherzigen und sich zu fragen, womit man sein Publikum zukünftig noch glücklicher machen könnte.


Wir bedanken uns bei Yusuke Kozaki für die Beantwortung unserer Fragen und freuen uns schon auf seine nächsten Kreationen für Pokémon GO!

Achtet wie immer auf eure Umgebung, wenn ihr Pokémon GO spielt, und haltet euch an die Verordnungen von Gesundheitsbehörden. Änderungen an kommenden Events sind vorbehalten. Wir halten euch über unsere Social-Media-Kanäle, Push-Mitteilungen und E-Mails auf dem Laufenden.

– Das Team von Pokémon GO